Paul Orta Trio & Christian Dozzler begeisterten am 8.Mai 2004 im Gasthof Mühlwinkl in Staudach
Paul Orta Trio : Eine Hommage an den liebenswerten Exzentriker Rice Miller, den alle nur unter seinem Pseudonym Sonny Boy Williamson kannten, und an seinen wirklich einzigartigen Harmonikastil bringt Paul Orta (Gesang + Harmonika), aus Texas.
Er ist ein Snooky Pryor Schüler und wurde 1987 vom Magazin "Buddy" zum "Texas Harmonica Tornado" ernannt. Den perfekten Gitarrenstil zu Ortas Show spielt Peter Krause aus München. Er ist ein wahrer Meister in den unterschiedlichen Stilen des Country-Blues der 20er und 30er Jahre und bekam 2001 den Publikumspreis beim Dresdener Blues-Festival. Ergänzt wird das Duo durch den bei uns als Begleiter von Vince Weber und Steve Big Man Clayton bekannt gewordenen Boogie-Schlagzeuger Michael Maass, einen genialen Meister seines Fachs.
Den ersten Teil des Abends bestreitete der Wiener Pianist Christian Dozzler.

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Rotkäppchen hat den Blues!
von Ludwig Flug - erschien im Traunsteiner Tagblatt am 14. Mai 2004

Bis nach 22.00 Uhr des letzten Samstages hätte keiner der vielen – zum Teil weit angereisten - Besucher der total ausverkauften Staudacher Musikbühne mit dieser Aussage etwas anfangen können. Danach war es dann auch dem Letzten wirklich klar.

Aber beginnen wir am Anfang. Mit großer Erwartung waren die Gäste zur Blues- & Boogie-Night in den Gasthof Mühlwinkel in Staudach-Egerndach gekommen, denn ein alter Bekannter hatte sich angesagt. Der 45-jährige Wiener Christian Dozzler, der im Mai 2000 den Sprung in die amerikanische Musikszene geschafft hatte, und damit seine 30-jährige, bisherige Musikkarriere gekrönt hat, war wieder einmal von den Organisatoren der Staudacher Musikbühne Alexander Welte und Peter Janotta eingeladen worden und gerne gekommen.

Bis er am Klavier Platz nimmt, ist das Auffälligste an diesem eher introvertiert wirkenden 2m-Mann seine Größe. Das ändert sich dann aber ganz schnell, wenn man mit seiner Musikalität konfrontiert wird. Es ist nicht die Geschwindigkeit der Fingerläufe, die Exaktheit und Präzision seines Spieles, die gibt es andernorts auch.
Es ist die komplexe Musik, das Stück, in dem mehrere Musik-Themen übereinander gebaut werden, hier das eine, da das andere Thema aufgriffen wird, um dann wieder sicher, zielstrebig zum Hauptthema zurück zu finden. Es sind komplexe Arrangements, die weit über das einfache Frage- und Antwort-Spiel des Blues hinaus schöne, umfassende Klanggebilde aufbauen. Und das nicht nur in gecoverten Stücken, sondern auch in eigenen Kompositionen.


Christian Dozzler,
Piano, Gesang, Harmonika, Akkordeon

Was diesen Musiker noch auszeichnet ist, wie er den Zuhörer fesselt und mitnimmt. Zum Beispiel: Nach einem konservativen, schweren Bluesstück von Otis Span folgte ein Boogie. Die Leichtigkeit der Tastenläufe verbreitete im Saal eine Sommerbrise und die Töne flirrten geradezu wie im Sonnenlicht durch den Saal. Kaum merklich wie geschickt mit Tempoverzögerungen, -beschleunigungen und Anschlagvariationen in Bann gezogen wurde. Und tatsächlich merkte man dem nachfolgenden Beifall die Leichtigkeit des Publikums und dessen Lachen an.
Die Zuschauer genossen diesen Auftritt, dessen Musikalität dem Abend den Charakter eines klassischen Konzertes verlieh.

Gegen Ende seines Auftrittes spielte er ein Boogie-Stück mit Michael Maass, dem Schlagzeuger des Paul Orta Trios. Dieser Mann, der weiße Hosenträger mit einer Selbstverständlichkeit trägt wie kein anderer, konnte bei aller Coolness im Gehabe und Schlagzeugstil den Schalk nicht verbergen und ließ einen weiter beschwingten und witzigen Musikabend erwarten. Aber zuvor ließ das Multitalent Dozzler in einem Mundharmonika-Solo einen von einer Dampflokomotive gezogenen Fernzug durch den Saal rasen, vom Anfahren an der Bahnstation bis zur Ankunft am Ziel.
Virtuose Tonfolgen!

Nur schade, dass eine leichte Erkrankung die Blues-Stimme angegriffen hatte, so dass diese nur in einzelnen Stücken erklang.

Für nur wenige Minuten war Pause. Ein kleines kompaktes Etwas schlängelte sich durch die Stuhlreihen, eine knallrote Baskenmütze wagemutig schräg auf dem Kopf. Mit Mühe wuchtete sich der kleine Körper die Stufen zur Bühne hinauf. Immer noch mit dem Rücken zum Publikum musterte das Etwas die Bühnenausstattung, nahm vorsichtig einen kleinen flachen Koffer auf den Arm, öffnete ihn umständlich und wuselte geheimnisvoll darin herum. Nahm das eine Teil heraus, legte es sorgsam zur Seite, ein weiteres Teil folgte ebenso, der Vorgang dauerte an. Dann verschwand das Etwas durch den hinteren Bühnenausgang.
Wenig später besetzten der Gitarrist Peter Krause und erneut der Schlagzeuger Michael Maass die Bühne. Mit der Gitarre und zwei aus dem Gaststätteninventar entliehenen Esslöffeln gab es Musik. Nun ist das Löffelspiel in Bayrischen Gaststätten und Festzelten keine seltene Erscheinung, aber das hier war vollkommen anders. Was ein Profi-Drummer mit Ganzkörpereinsatz aus einem solchen „Instrument“ zaubert, das findet in einer vollkommen anderen Liga statt. Drei Ragtime-Stücke, perfektes Gitarrrenspiel, zwei laute klare und ausdrucksstarke Stimmen der beiden Musiker des Paul-Orta-Trios und einfach Spielwitz bestimmten die nächste Viertelstunde.
Das Publikum war begeistert! Und, was hier noch nicht beschrieben stand: das ganze ohne Strom!
Die beiden Musiker verstanden es den Saal einfach mit akustischer Gitarre, den Löffeln und ihrem unverstärkten Gesang zu erobern. Witzige Zwiesprache der beiden zwischen den Stücken, die ein oder andere Anekdote oder Information rundeten den perfekten Auftritt ab. Einen Paul Orta vermisste zu diesem Zeitpunkt schon keiner mehr und vielleicht keimten erste Zweifel, ob bei dieser Bühnenpräsenz der beiden überhaupt noch Raum für ihren dritten Mann auf der Bühne bleiben würde.

Der Texaner Paul Orta, Harp und Gesang

Aber jetzt wurde Paul Orta gerufen und Rotkäppchen betrat die Bühne. Klein, kompakt; stand er da, zeigte erstmals sein rundes, verschmitztes Gesicht mit einem ansteckenden Lachen unter knallroter Baskenmütze. Und dann ging es los! Und das mit Strom! Hinter diesem Mundharmonika-Blues, straight und schwer, oder losgelöst und fröhlich, traten die beiden Mitstreiter in den Hintergrund. Nie wieder wird in Staudach jemand sagen, dass Mundharmonika-Spiel das Ein- und Ausatmen in ein Instrument ist.

Dazu passte die hervorragende Blues-Stimme dieses kleinen Mannes. Blues-Stücke alter und neuer Meister, Boogie vom Feinsten. Dazu Witz und Spaß zwischen und während der Lieder:
gute Laune pur und beste Unterhaltung. „Boogie, til you drop!“ so hieß eines Ihrer Stücke.

Es war schon deutlich nach 23.00 Uhr, als nach zwei freudig gegebenen Zugaben des Paul Orta Trios der Abend auf einem neuen Höhepunkt zusteuert, eine Session aller Musiker!

Nicht geprobt oder abgesprochen und nicht wenig aufgeregt, so starteten die Musiker in dieses dann doch so erfolgreiche Experiment.

Schnell eroberten Dozzlers Piano, Ortas Mundharmonika und sein Gesang die Bühne. Dozzler, jetzt locker und spritzig, Orta mit sauberem variantenreichen Mundharmonikaspiel und überzeugendem Gesang warfen sich in vielen Soli die Bälle zu, zu denen Krause und Maass einen perfekten Klangteppich lieferten.

Um Mitternacht beendeten Zugaben, bei denen Dozzler auch noch sein Akkordeon auspackte einen Abend, an den sich die Besucher noch lange gerne erinnern werden. Aber keine Angst! Noch von der Bühne versprachen die Musiker, wieder zu kommen!



Auch am Akkordeon bereicherte Christian Dozzler den Sound des Paul Orta Trio



Techniker Karl Schlagenhaufer durfte bei der Zugabe auch mal an seiner Dobro schruppen


Löffelschläger, Schlagzeuger,
Waschbrettspieler Michael Maass immer gut gelaunt

Das Neueste !!

Schlagzeuger Michael Maass und
Pianist und Sänger Christian Dozzler planen für 2005 eine Frühjahrs und
Herbst - Tournee durch Europa .

Einer der Auftritte ist am 23. April 2005 im Traunsteiner Nuts !

Die Idee wurde bei der Blues & Boogie Night
in Staudach geboren
Alex hat natürlich gleich ein geeignetes
Presse Foto geschossen.