Zither Manä und Edwin Kimmler auf der Staudacher Musikbühne Zwei gestandene Musikerpersönlichkeiten zogen am Freitagabend die Zuhörer im vollkommen ausverkauften Gasthof Mühlwinkl während eines Konzerts der Staudacher Musikbühne in ihren Bann. Der eine ganz in der Tradition
seines Vorbildes Hannes Wader sehr politisch und auf einer Mission: der
Mission die Zither in Boogie, Blues und Rock zu etablieren und das Klischee
von der dummen Volksmusik zu durchbrechen. Wenn der Zither Manä bärtig
im Jankerl an seiner Zither sitzt, sieht er harmlos aus, was aber täuscht,
denn von der ersten Minute ist er bissig im Gesang und seinem Vortrag.
Der Abend begann mit einem Landler zum Einspielen, auch wenn – wie
er meinte - der Abend für Liebhaber solcher Musik hart werden würde.
Gleich darauf gestand er zu der Melodie des Songs „City of New Orleans“
seine Liebe zum alten Amerika und seine tiefe Abneigung gegen die heutige
amerikanische Staatsführung und Verwaltung. Sein Weg vom Landler
zum Blues führte dann über einen Gitarren-Tango auf der Zither.
„Das geht, wenn man sich traut!“ überzeugte er das Publikum
und tatsächlich gewann die elektrisch verstärkte Zither eine
Farbe, die sich mit der Gitarre ohne weiteres vergleichen ließ.
Immer wieder kündigte er Stücke als eigentlich unspielbar an,
um kurz darauf mit hoher Virtuosität Klänge auf der Zither zu
erzeugen, die an Jimmy Hendrix erinnerten. Ganz anders der zweite Musiker des Abends Edwin Kimmler. Zwischen den Stücken ein unsicherer Umstandskrämer knallt er dann die Songs heraus, dass die Fetzen nur so fliegen. Immer mit vollem Einsatz an den Grenzen des körperlich Möglichen. Wenn ein hessischer Veranstalter zu einem Kimmler-Konzert mit den Worten geworben hat, „Kommt zum Kimmler, lang kann der das sowieso nicht mehr machen!“, beschreibt das den unbändigen Einsatz des Musikers wohl am treffendsten. Und dann diese diebische Freude im Lachen, dass er wieder einmal ein Stück so herausgehauen hat, dass das Publikum sich vor Begeisterung gar nicht mehr lassen kann. Dann glaubt man nicht, wie nach einem solchen Tongewitter eine so gefühlvolle Ballade auch den letzten Zuschauer anrührt, wenn die Finger über die Piano-Tasten streicheln. Aber der Groove steht für Kimmler eindeutig im Vordergrund. „Ich kann das sowieso nicht so gut spielen wie das Original, deshalb habe ich es etwas beschleunigt!“ ist ein ständiger Ausspruch. Und tatsächlich: wenn andere Musiker den ein oder anderen Boogie Woogie Standard von der Geschwindigkeit gerade noch bewältigen, fällt bei Kimmler auf, dass er immer noch Zeit und Raum findet, ein kleines Zwischenthema hinein zu setzen. Das alles setzt natürlich grandiose Fähigkeiten an den Instrumenten voraus, von denen Kimmler, Gitarre, Harp und vor allem Piano perfekt beherrscht. Dazu eine ganz charakteristische Gesangsstimme, mal weich und sanft, dann wieder schneidend scharf und laut. Es ist nur ein einziges Stück, wenn Kimmler von einem Westside-Story-Thema in „Hit the road, Jack“ variiert, den Rhythmus immer mehr hervorhebt bis dieser allein verbleibt, den Rhythmus in einen Jazz-Gesang übernimmt, der schließlich nur ein vokales Schlagzeug zurücklässt. Unheimlich vielseitig und abwechslungsreich, dieser Musiker, dabei ausnehmend witzig, wenn er seine Eigenkompositionen erläutert und Anstrengungen schildert, dem Publikum einen solchen Hörgenuss zu verschaffen. Mit einem rasenden Stück dem Publikum das Bildvor Augen zu rufen, wie die Titanic über das Meer hetzt und schließlich mit dem Eisblock kollidiert, dass kann nur ein Edwin Kimmler. Zum Schluss
verschafften dann beide Musiker gemeinsam dem Publikum einen umfassenden
Überblick über Ihre Vielseitigkeit und ihr Können. Routiniert
in der Improvisation perfekt im Zusammenspiel beleuchteten sie alle Stilrichtungen
vom Jazz über Boogie und Blues hin zum Rock und rundeten einen für
das Publikum überaus unterhaltsamen Abend ab. |