Der Pianist Thomas Stelzer warmit seinem Trio am 20.10.2007 erstmals in Staudach
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Traunsteiner Tagblatt
29.10.2007

Text von Michaela Gnadl
Fotos Alex Welte


Eine Homage an New Orleans
Musik der Südstaaten beim Gastspiel des Thomas-Stelzer-Trios in Staudach

Kein Zweifel: er hat den Blues! Die Rede ist von Thomas Stelzer, der im Rahmen der Staudacher Musikbühne mit seinem Trio im Gasthof "Mühlwinkl" auftrat. Leider vor nur 74 (!) zahlenden Zuhörern. Sehr, sehr schade! Die drei begnadeten Musiker, die zum ersten Mal in Süddeutschland gastierten, hätten ein wesentlich größeres Publikum verdient gehabt. So blieb die Session im fast intimen Rahmen. Der hingebungsvollen Spielfreude von Thomas Stelzer und seinen Mannen tat das indes keinen Abbruch.
Was den Anwesenden zweieinhalb Stunden lang geboten wurde, war schwungvoller Südstaaten-Blues und Boogie-Woogie vom Feinsten; mal einfühlsam, mal furios, aber immer authentisch vorgetragen. Ein Konzerterlebnis, bei dem kein Fuß stillstand; eine Hommage an New Orleans.
Thomas Stelzer ist Blues- und Boogie-Woogie-Pianist und -Sänger mit Leib und Seele. Das Trio wird geprägt von der unverwechselbaren Art, mit der Thomas Stelzer Gesang und Gefühl miteinander verbindet. Seine rauchige, aber dennoch unglaublich facettenreiche Stimme verlieh sowohl arrangierten Songs von Blues-Legenden wie Ma Rainey, Professor Longhair oder Fats Domino als auch den Titeln, die er selbst komponiert hat, eine eigene Note.

Unterstützt wurde Stelzer auf der Staudacher Musikbühne von Bernd Kleinow mit seiner Blues harp und Schlagzeuger Ulli Niedermüller. Auch sie beherrschen ihre Instrumente in Vollendung und rissen die Zuhörer schnell mit ihrer unkonventionellen Spielwiese und ihrem professionellen Engagement mit. Darüber hinaus schienen die drei Musiker gerade in dieser Formation die Freiheit ihres jeweiligen Instrumentes besonders intensiv auszukosten. Das Publikum klatschte begeistert nach jedem Solo.
Das Konzert erinnerte an alte Zeiten, an die Originale, die in den 20er, 30er und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts in den Bars von New Orleans spielten, wie zum Beispiel Professor Longhair. Er wurde durch seinen speziellen Klavierstil berühmt und komponierte die Hymne der Marching Bands beim Karnevalsumzug "Mardi gras". In rasantem Tempo sausten die Finger von Thomas Stelzer über die Tasten, sorgten die rollenden Bässe der linken Hand für die typisch unregelmäßige, stark akzentuierte Rhythmik dieses Musikstils. Die Zuhörer forderte der Jazzpianist zum Mitpfeifen auf: "Auch Professor Longhair pfiff immer mit. Am Ende seines Lebens nur noch mit zwei goldenen Schneidezähnen", erzählte er mit einem schelmischen Grinsen.


Bernd Kleinow an der Blues-Harp
Im Laufe des Abends gab der 43-Jährige noch viele weitere Anekdoten zum Besten, animierte die Zuhörer immer wieder zum Mitschnipsen, Klatschen und Singen, vermittelte Wissenswertes über den New Orleans-Blues und Boogie und übersetzte die Texte; wie zum Beispiel in dem Stück "Junko Partner" die Pillen des nicht mehr ganz zurechnungsfähigen Kleindealers bei dessen Verhaftung über die Straße rollen.
Jeder Musiker, der etwas auf sich hielt, sang diesen Song und erfand eine neue Strophe; bis es rund 40 davon gab. Auch über die eigene Lebensgeschichte plauderte der gebürtige Dresdner in seiner humorvollen, lebendigen Art; so sei es seinerzeit in der DDR völlig unmöglich gewesen, an original Blues- und Boogie-Noten zu gelangen.
Man behalf sich mit Musikcassetten, die "mindestens 3000 Mal überspielt und die Texte kaum mehr verständlich waren", erinnerte sich Stelzer lebhaft. Um der Forderung der staatlichen Musikförderung, einheimische Musik des Ostblocks aufzuführen, gerecht zu werden, begann der Jazzpianist zu komponieren. Mit großem Erfolg: viele Filmmusiken und Arrangements bekannter Titel stammen aus seiner Feder. Seit dem Mauerfall ist Thomas Stelzer regelmäßig in New Orleans zu Gast. Mittlerweile trat er mit so gestandenen Musikern wie Levon Helm, Buddy Guy, Eddie Bo oder Allen Toussaint auf. Er hätte sogar in der geliebten Südstaaten-Metropole bleiben und als Musiker arbeiten können ­ entschied sich dann aber doch für Dresden und seine Familie. Die innere Zerrissenheit, die dieser Entscheidungsfindung vorausging, hat Stelzer in der sentimentalen Eigenkomposition "Down in New Orleans" verewigt.

Ulli Niedermüller am Schlagzeug
Doch des einen Leid ist des anderen Freud. Und so können sich die unzähligen Blues- und Boogie-Fans in Deutschland und Europa darüber freuen, dass Thomas Stelzer bei Tourneen die Musik der Cajuns singt und spielt. Der Spaß, den er und seine Musiker dabei haben, ist ansteckend. Und so mancher Zuhörer geht nach dem Konzert in Staudach mit einem Gefühl nach Hause, das von Kennern gern als "New-Orleans-Feeling" bezeichnet wird.

Kenner wissen, er hat den Blues.

Thomas Stelzer, Jahrgang 1964, ist Musiker aus Leidenschaft. Er ist Songwriter, Texter, Gitarrist und Produzent. Vor allem aber ist er wohl mit Leib und Seele Blues- und Boogie-Woogie Pianist und Sänger.
Aus seiner Feder stammen sowohl eine Vielzahl eigener Titel und Filmmusiken als auch unverwechselbare Arrangements der bekannter Songs.

Inspiration holt sich Thomas Stelzer vor allem beim Live-Studium der Musikszenen in und um New Orleans. Da passiert es dann schon, dass er gemeinsam mit so gestandenen Musikern, wie Buddy Guy, James Harman, Marva Wright, Eddie Bo, Dr. John, Allen Toussaint, u.v.a.m. musiziert. Das schafft Authentizität und New-Orleans-Feeling live bei seinen Konzerten vor seiner stetig wachsenden Anhängerschar in Europa.
Aber wie viele wirklich gute Musiker schaut der R&B-Mann Thomas natürlich auch nach links und rechts. Um seine unendlich scheinenden und vielseitig musikalischen Ideen auch umzusetzen, hat er verschiedene eigenständige und doch durch Thomas unverkennbar geprägte Bandprojekte ins Leben gerufen.
Das Trio ist geprägt von der unverwechselbaren Art, mit der Thomas Stelzer Gesang und Gefühl verbindet. Seine rauchige Bluesröhre verleiht sowohl gecoverten Songs als auch den vielen Titeln, die er selbst geschrieben hat, eine eigene Note.
Seine Vorbilder: Professor Longhair, Fats Domino, Dr. John, Ray Charles und viele andere. Hervorragende Gastmusiker (dr, harp/sax) unterstützen ihn unaufdringlich, aber wirkungsvoll. Thomas Stelzer und seine Kollegen greifen Musizierweisen auf, wie sie z.B. aus Blueskneipen der 20er Jahre bekannt sind. Die sonst selten zu findenden Wechsel-Besetzung sorgt im Gegensatz zu vielen anderen Boogie- und Bluesprojekten durch unkonventionelle Spielweise auch bei langjährigen Stelzer-Fans für immer neue Musikerlebnisse.